Fertigfutter Nassfutter Trockenfutter für Hunde und Katzen
Die meisten Hunde- und Katzenbesitzer geben ihren Tieren industriell hergestelltes Fertigfutter.
Die Hersteller machen jährlich Millionenumsätze und der Markt wächst stetig.
Labortechnisch werden die Inhaltsstoffe eines industriell hergestellten Futters weltweit standardmäßig durch die Weender Futtermittelanalyse bestimmt. Dabei werden keine chemisch definierten Nährstoffe wie Mineralien oder Kohlenhydrate analysiert, sondern die Inhaltsstoffe in analytische Gruppen zusammengefasst und ihr Anteil in Prozent pro 100 g bestimmt.
Diese Gruppen kennen Sie von den Aufschriften auf dem Hunde-und Katzenfutter, der Deklaration, meist unter „Inhaltsstoffe“ aufgelistet.
Genannt werden müssen
•Rohprotein (Rp)
•Rohfett (Rfe)
•Rohfaser (Rfa)
•Rohasche (Ra): besteht hauptsächlich aus Mengen- und Spurenelementen
•Rohwasser = Feuchtigkeit oder Feuchte (wenn es über 14 % beträgt)
Das Rohwasser wird als Feuchte oder Feuchtigkeit deklariert.
Der Anteil der Kohlenhydrate muss nicht angegeben werden, lässt sich aber ausrechnen: Man zählt alle Komponenten einschließlich des Feuchtegehalts zusammen und zieht sie von 100 ab, das Ergebnis ist der Kohlenhydratanteil.
Produktpalette im Handel
Der Handel bietet verschiedene Futtermitteltypen an. Beim Alleinfutter, das als Mischfutter den gesamten Bedarf eines Tieres abdecken muss, wählt der Tierbesitzer zwischen Nassfutter und Trockenfutter. Letzteres hat einen höheren Energiegehalt. Die täglichen Rationen sind entsprechend kleiner, was bei der Nährstoffversorgung berücksichtigt werden muss.
Halbnassfutter mit einem Feuchtegehalt von ca. 15–35 % gibt es für Hunde als Alleinfutter und für Hunde und Katzen als Ergänzungsfutter. Diese Futtersorte wird nicht eingedost. Deshalb müssen wegen des hohen Wasseranteils mehr Konservierungsmittel eingesetzt werden. Die Akzeptanz dieser Futtermittel ist recht hoch, besonders bei Hundefutter wird auch noch Zucker zugesetzt, um den „Süß und saftig“-Effekt zu erreichen
Die Unterscheidung zwischen Ergänzungsfutter und Nahrungsergänzungsmitteln zu treffen ist nicht immer leicht. Ersteres wird zur Komplettierung des Nährstoffgehaltes eingesetzt, z. B. bei selbst zubereiteten Rationen. Klassische Ergänzungsfuttermittel sind Getreideflocken für Hunde, getrocknetes Rohfleisch und Vitamin- und Mineralzusätze als Mischung. Auch zur Belohnung bei der Erziehung wird Ergänzungsfutter bei Hunden als Leckerli eingesetzt. Hier spricht man auch von Beifutter. Katzenbesitzer füttern es meist, um ihren Tieren Abwechslung zu bieten.
Für alle Zusatzfuttermittel gilt: Ihr Energie- und Nährstoffgehalt muss bei der täglichen Futterration berücksichtigt werden, um eine Überversorgung zu vermeiden.
Die Qualität von industriell hergestellten Futtermitteln wird nach ihrem Energie- und Nährwertgehalt, ihrer Verdaulichkeit und nach der Akzeptanz durch das Tier bewertet. Der Tierbesitzer ist zur Information auf die Herstellerdeklaration und die individuelle Reaktion seines Tieres angewiesen.
Die Energiedichte eines Futtermittels kann man mithilfe der Rohstoffdeklaration nach Schätzformeln berechnen. Will man die Inhaltsstoffe eines Nassfutters mit denen eines Trockenfutters vergleichen, muss zunächst die Trockensubstanz berechnet und als Vergleichsgrundlage verwendet werden.
Die Verdaulichkeit eines Fertigfuttermittels wird durch die Proteinqualität, den Wasser- und Rohfasergehalt beeinflusst und kann nur im Labor durch die Kotanalyse bestimmt werden. Der Tierhalter kann am Kotabsatz seines Tieres die individuelle Verdaulichkeit eines Fertigfutters feststellen.
Der Nährstoffgehalt (Protein, Vitamine, Mineralien) einer Futtermittelration muss ins Verhältnis zur Energiedichte gesetzt werden. Je höher die Energiedichte einer Portion, desto geringer ist ihr Nährstoffgehalt, da das Tier weniger davon aufnimmt.
Nassfutter
Nicht mehr nur in den klassischen Dosen, sondern vermehrt auch portioniert in Aufreißbeuteln oder -schalen bietet der Handel Nassfutter, auch Feuchtfutter genannt, für Hunde und Katzen an. Die alte Bezeichnung „Dosenfutter“ für Nass-Alleinfutter trifft also nicht mehr zu. Die Portionsbeutel sind bequem in der Handhabung, allerdings auch verhältnismäßig teurer als die klassischen Dosen von ca. 400–800 g Inhalt.
Die Futter werden unterschiedlich geformt als „Happen“, „Paté“, „Mousse“, „Terrine“ etc. angeboten. Vielen Nassfuttern wird Soße oder Gelee beigefügt, gebunden durch Geliermittel, welche bei empfindlichen Tieren die Darmpassage beschleunigen können. Sie erhöht die Akzeptanz, sieht für das Menschenauge appetitlich aus und wirkt zudem konservierend.
Die meisten Nassfutter enthalten neben dem hohen Wassergehalt (ca. 70–85 %) Muskelfleisch und tierische Nebenerzeugnisse als Hauptproteinquelle. Die Proteinqualität kann sehr unterschiedlich sein. Enthält das Nassfutter zu viel schwer verdauliches Bindegewebe, z. B. bei einem hohen Anteil von Luftröhre, Schlund, Pansen, Lunge, Haut, Sehnen oder Horn, haben dafür anfällige Hunde oft sehr weichen Kot, Flatulenz und auch Durchfälle. Hundenassfutter enthält im Vergleich zu Katzenfutter auch einen höheren Anteil an Stärkelieferanten wie Reis oder Nudeln.
Dosenfutter muss durch die sogenannte Autoklavierung unter Dampfdruck sterilisiert und luftdicht verpackt werden. Antioxidanzien und Konservierungsmittel müssen deshalb nicht zugesetzt werden. Das Erhitzen zerstört vor allem die wasserlöslichen B-Vitamine, was durch Supplementierung ausgeglichen wird. Einige Hersteller von als besonders hochwertig ausgelobtem Nassfutter stellen dar, dass ihre Produkte durch besondere Verfahren, z. B. schonendes Garen mit möglichst niedrigen Temperaturen, sehr wenige Nährstoffe verlieren. Einige verzichten sogar ganz auf eine Supplementierung mit Vitaminen und mit Mineralien.
Halbnassfutter
Der Wassergehalt beträgt ca. 15–35 %. Es gibt einige Alleinfutterprodukte für Hunde, als „leckere Bites“ oder „saftige Kroketten“ geformt, für Katzen eher als Ergänzungs- bzw. Beifutter (Würstchen, Snacks). Die Konsistenz ist gummiartig. Im Handel sind die Bezeichnungen „soft“ oder „semi-moist“ gebräuchlich.
Zu beachten ist:
•Konservierungsmittel müssen wegen des hohen Wassergehalts (Schimmelbildung) zugesetzt werden, etwa Zucker, Sorbate, Säuren. Dies gilt übrigens auch für Nassfutter, das nicht eingedost ist (Schalen, Beutel).
•Zucker bindet das Wasser und wirkt so konservierend. Er wird in verschiedenen Erscheinungsformen (Fructose, Maltose, Glucosesirup) beigesetzt, bis zu 10 % bei Beifutter. Das erhöht bei Mensch und Hund die Akzeptanz („appetitlich aussehend, süß und saftig“).
•Besonders für ernährungssensible Tiere werden diese Futter von den Herstellern ausgelobt. Durch ihre Konsistenz zeigen sie auch bei wählerischen Hunden und Katzen eine hohe Akzeptanz.
•Der Anteil an ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen ist relativ hoch. Der Rohaschegehalt beträgt daher meist zwischen 7 und 10 %. Er sollte auch hier auf keinen Fall höher liegen. Achtung: Es besteht die Gefahr einer Überversorgung.
Trockenfutter
Trockenfutter hat einen sehr geringen Anteil an Feuchtigkeit, meist unter 10 %. Das Tier muss die fehlende Feuchtigkeit durch Wasseraufnahme ausgleichen. Mit seiner praktischen Anwendung und dem günstigeren Preis ist Trockenfutter bei vielen Tierbesitzern sehr beliebt.
Andere lehnen es als Extrembeispiel naturferner Ernährung für ihre Tiere ab und kritisieren die vielen Zusatzstoffe.
Im Handel wird es meist in Form von Kroketten, seltener von Pellets angeboten. Auch Flocken sind erhältlich,
häufig mit Trockengemüse versetzt. Durch Aufsprühen von Proteinhydrolysaten oder Fetten auf die gepressten Pellets oder Kroketten wird die Akzeptanz erhöht.
Hundetrockenfutter hat meist einen Kohlenhydratanteil (Kartoffeln, Mais, Weizen, Hafer, andere Getreideprodukte) von bis zu 50 % oder auch darüber. Trockenfutter für Katzen und auch vermehrt für Hunde wird oft als „weizenfrei“ oder „getreidefrei“ deklariert. Als Kohlenhydratquellen werden stattdessen Kartoffeln oder stärkereiche Exoten wie Süßkartoffeln, die Maniokwurzel bzw. Tapioka, das Maniokmehl, genutzt.
Trockenfutter ist zur alleinigen Fütterung bei Katzen nicht zu empfehlen. Allerdings gibt es Katzen, die nur Trockenfutter akzeptieren (Futterprägung).
Folgende Gründe sprechen gegen eine ausschließliche Trockenfutterfütterung:
•Herstellungsbedingt ist meist der Getreide- und damit der Kohlenhydratanteil höher als bei Nassfutter. Katzen benötigen viel weniger Kohlenhydrate als Hunde. Bei Überversorgung kann die Proteinverdauung gestört werden und es tritt saurer Durchfall auf.
•Die Katze trinkt von Natur aus sehr wenig. Selbst wenn sie bei Trockenfütterung mehr Wasser zu sich nimmt, reicht das oft nicht aus, um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Dies kann langfristig Nieren und Harnwege belasten.
•Die höhere Energiedichte führt bei Katzen häufig zu Übergewicht, besonders bei einer Ad-libitum-Fütterung (unbegrenzter Zugang zu Futter).
Verhalten des Tieres als Indiz für die Futterqualität
Gerade bei Hunden ist ein Zusammenhang zwischen Verhalten und Futterqualität immer wieder Thema in den einschlägigen Internetforen. So werden einigen Zusatzstoffen, besonders Konservierungsmitteln und Geschmacksstoffen, negative Auswirkungen auf das Verhalten der Tiere zugesprochen. Durch Studien belegt ist, dass zu viele oder schwer verdauliche Proteine aggressives Verhalten, besonders territoriale Aggression, bei Hunden verstärken können. Als mögliche Ursache wird die vermehrte Ammoniakbildung im Dickdarm durch Proteinverdauung der Bakterien (Dysbiose) in Betracht gezogen.
Kritische Stimmen zu Fertigfutter
Kritiker von industriell hergestellter Nahrung ziehen Parallelen zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten der Menschen wie Krebs, Übergewicht und Allergien. Diese seien auch durch Inhaltsstoffe von minderwertiger Fertignahrung verursacht. Auch Hund und Katze seien Opfer der industriell hergestellten Ernährung und der kommerziellen Interessen der Futtermittelindustrie.
Einige Kritiker sagen:
•Übergewicht entsteht vor allem, weil das natürliche Sättigungsgefühl der Tiere durch Zusatzstoffe (Zucker, Aromen, Glutamat) ausgeschaltet wird. Auch der hohe und artfremde Kohlenhydratanteil trägt zu Übergewicht bei, besonders bei Katzen.
•Erkrankungen des Harnapparates bei Katzen (Blasen- und Nierensteine, chronische Nierenleiden) werden durch Trockenfutter und dessen Zusätze verursacht.
Verhaltensprobleme wie Ängstlichkeit, Aggression, Zwangsstörungen, auch Unsauberkeit („Protestharnen“) sind Resultate des hohen Kohlenhydratanteils und Nebenwirkungen der Zusatzstoffe.
•Der starke Anstieg von Tumorerkrankungen in den letzten 30 Jahren wird in einen zeitlichen Zusammenhang mit der Verbreitung von Fertigfutter gestellt.
•Auch Allergien kommen immer häufiger vor. Diese sind laut den Kritikern ursächlich den künstlichen Zusatzstoffen, aber auch dem hohen Getreideanteil von Fertigfutter geschuldet.
Das industriell hergestellte Diät-Spezialfutter helfe, bei chronischen Erkrankungen nicht, sondern verschlimmere im Gegenteil die Symptome.
So seien z. B. Spezialfutter gegen Übergewicht mit billigen Füllstoffen wie z. B. Lignocellulose, versetzt, die keine Kalorien enthalten. Sie verhindern, dass ein Sättigungsgefühl entsteht, und können im Gegenteil Heißhungerattacken auslösen. Ähnliches wird ja auch an den sogenannten Light-Produkten für Menschen kritisiert.

